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„A Casa di Maica“ – mit den Augen gesehen und mit der Sensibilität des Dichters Silvestro Neri empfunden

  • Writer: michele Grimaldi
    michele Grimaldi
  • Jul 23
  • 2 min read
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A CASA DI MAICA


Ein Tor trennt das Geheimnis dieses Hauses von der Straße…

Wildes Gras bedeckt den Garten, einige Kletterpflanzen umschlingen die Feigenäste, andere erklimmen die Ziegelwand im Hintergrund, ein Ofen, eine Nische, die Geheimnisse andeutet; ein Vordach, daneben Stühle, und wenn man den Blick schweifen lässt, die große Glasfront, hinter der man den Tisch erahnt, eine glänzende Kirschholzrinde, Gemälde, Fotos, die an der Wand haften, Bücher scheinbar ungeordnet abgelegt.

Ich halte inne vor der Eingangstür, sie trennt die Welt von einer unbekannten Welt.– Michele?– Willkommen!– Darf ich eintreten?

Die Dunkelheit wird von Lichtwolken gemildert, und der Kronleuchter, der wie ein Mond täuscht, hängt in der Mitte und spielt mit der Treppe, wirft Schatten auf die Möbel im Eingangsbereich, bringt die Stille endloser Räume in Bewegung. Capodimonte-Keramiken, leblose Puppen noch voller Leben, rechts die Küche, eine Liane verfolgt die Decke, der Kamin verbirgt Vasen, schützt an seiner Seite die kostbarste.

– A Casa di Maica, fast ein Rätsel...– Ein Akronym aus dem Namen meiner Mutter.

Helles braunes Haar, eine entschlossene Stimme, Melancholie in den Augen.

– Wir können in das obere Stockwerk gehen, ich führe dich zu deinen Zimmern.Die Stufen knarren unter den Füßen, es scheint, als höre man ein Seufzen von Stimmen aus scheinbar leeren Räumen – vielleicht das Tageslicht am Fenster oder das Murmeln alter Dachziegel. Das große Bett dominiert den Raum, bunte Kissen, und am Kopfende eine eigentümliche Darstellung eines Pavians, der mit wohlwollendem Blick von seinem Bildnis aus segnet. Die altösterreichischen Sessel erforschen die Stille wie zwei alte Schwestern, die Kommode döst – Hausherr im Zustand der Müdigkeit.

– Und das ist das Badezimmer, ich denke, es ist alles da, was man braucht.

Die Weite spiegelt sich in den Spiegeln, Raum und Zeit krümmen sich, und an ihren Grenzen offenbart sich eine fünfte Dimension. Ich bin allein unter vielen, und das ausgesprochene Wort, ohne Körper, ist ein Geist, der sein Wesen ausdrückt.

– Ist dieses Haus nicht eine Allegorie der Welt? Schöpfer und Hüter, lieber Michele.Jede Ecke dieser Mauern birgt Fragmente des Vergessens: Orte, Reisen, Emotionen, Zuneigungen, Schmerzen, Relikte, Bedeutungen – ein großes Luftschiff, gefüllt mit den Elementen des Lebens, schwebend zwischen Erde und Himmel, unbewegt im Wind, ein einziger möglicher Welt unter vielen. Vergangenheit und Gegenwart sprechen miteinander – ohne es zu wissen, erkennst du deinen Kurs, die richtige Richtung, ja, die gezeichnet ist von Ängsten, Willen, Durst und Liebe…

– Der Kaffee ist fertig, darf ich dir einen anbieten? Wenn es nicht reicht, mache ich noch welchen.

Er verschwindet, mit der Geschwindigkeit eines Geistes aus Fleisch und Blut, kehrt zurück mit einer Aura des Staunens, setzt sich neben mich und...

– Und jetzt sprechen wir Männer unter uns, wie man es in Arabien tut, und öffnen unsere Herzen...

23 Mai 2025 – Silvestro Neri

 
 
 

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